Geständnis

Gastbeitrag

Seit Tagen hockte er in diesem Drecksloch und nichts passierte. Wenn nicht einmal am Tag eine Sklavin vorbei käme, die ihn etwas zu essen durch die Gitterstäbe schieben würde, hätte er wahrscheinlich auch schon jedes Zeitgefühl verloren. Doch heute war es irgendwie anders. Zwar hörte er auch heute wieder dieses typischen Geräusch, wie wenn Stahl auf Stein schleift , was ihm zeigte , dass irgendwo in seiner Nähe ein Gitter hochgezogen wird, aber die Pause zwischen Öffnen und Schließen dauerte diesmal länger, was ihn vermuten ließ , dass mehr als eine Person auf dem Weg zu ihm war.

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Tatsächlich dauerte es nicht lange und die Falltür öffnete sich. Die Treppe herunter kam die ihm sattsam bekannte blonde Sklavin und eine Frau, in grün gekleidet. Wie vermutet, stellte sie sich als Ärztin vor und wollte sich seine Verletzungen ansehen. Auch er hielt das für eine gute Idee, doch nützte das alles nichts, da keiner einen Zellenschlüssel hatte. Während die Sklavin noch einmal lossbritzte, einen Krieger zu suchen, unterhielt sich die Ärztin mit ihm. Unter dem Vorwand wissen zu wollen, wie es denn zu diesen Blessuren gekommen war, versuchte sie ihn auszuhorchen. Er, dem mittlerweile eh alles egal war, antwortete ihr so gut es eben in der kurzen Zeit möglich war und ohne zu viel preiszugeben, schließlich war sein Wissen sein letztes Pfand um hier raus zu kommen.

Kaum, dass er ihr die Vorgänge in der Zelle in kurzen Zügen skizzieren konnte, war die Sklavin wieder zurück. Der Krieger, der ihr folgte, war jener der ihn vor einigen Tagen festgesetzt hatte. Seine Hoffnungen hier lebend raus zu kommen schwanden bei seinem Anblick. Tatsächlich setzte er dort fort, wo die anderen Krieger aufgehört hatten und bevor er irgendwas anderes sagte, drohte er ihm erst mal mit dem Pfahl. So langsam resignierte er mehr und mehr, aber einen letzten Versuch wagte er noch. Er wollte Zeit schinden und auch nutzen. Dass die Ärztin hier war, wer weiß vielleicht konnte ihm das alles noch nützlich sein.

Deshalb versuchte er ruhig zu bleiben und fragte den Krieger ,ob er denn die Wahrheit vertragen kann, oder ob er ihn dann auch gleich zusammenschlägt, wenn ihm seine Worte nicht gefallen? Eine wirkliche Antwort auf seine Frage bekam er nicht, aber der Krieger schloss die Zellentür auf und ließ die Ärztin zu ihm, die sich zuerst um sein angeschwollenes Auge kümmerte und schließlich noch die Platzwunde an der Schläfe versorgte. Sie gab ihm ein paar Mittelchen für Auge und Wunde, mit den Hinweis sie nicht zu verwechseln und beendete die Behandlung.jf_463

Zahlen konnte er der Ärztin nichts, aber er wollte ihr seine Dankbarkeit zeigen und gab ihr leise einen Rat. Sie soll die Stadt verlassen, sie soll ihre Sachen packen und das nächste Schiff nehmen, wohin auch immer, nur weg von hier, weg aus Jort’s Fähre wenn ihr ihr Leben lieb ist. Sie hakte nach, wollte wissen warum, aber das konnte er ihr nicht sagen. Nicht wenn er nicht seinen letzten Trumpf vorzeitig ausspielen wollte. Glaubte sie ihm nicht? Hielt sie ihn für einen Spinner? Jedenfalls sagte sie ihm, dass ihr Platz in Jort’s Fähre wäre und sie diesen nicht verlassen wird. Sie verabschiedete sich und ging aus der Zelle.

Der Krieger erlaubte ihm, was von dem Essen und dem Trinken zu sich zu nehmen, allerdings unter der Bedingung, dass er nebenher zu sprechen beginnt; die Langversion war es ,die er hören wollte. Er setzte also an und bereitete sich auf einen langen Monolog vor. Er sprach von Caleb und seinen Forschungen in Turia, er sprach von dem Krieg der Wagenvölker gegen seinen Heimstein und er versuchte dem Krieger die Zusammenhängen zwischen den beiden Vorgängen zu erläutern, so wie die Wissenden von Turia es ihm erklärt hatten. Er sagte, dass er nun auf der Suche nach eben diesem Caleb war und diese Suche ihn nach Jort’s Fähre geführt hatte.

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Nur hier lag die Sache nun anders, hier hatte der aus Turia geflüchtete Caleb seine Forschungen beendet, hier hatte er die Waffengesetze der Priesterkönige endgültig gebrochen, hier unter dem Schutz des Heimsteines von Jort’s Fähre, und wenn die Wissenden aus Turia recht behalten sollten, dann würde die Stadt, in der dies passiert, untergehen. Diese Stadt war Jort’s Fähre! Den Krieger schien das alles nicht zu beeindrucken. Er behauptete das Jorts nichts passieren kann, da dieser Baumeister ja nicht dem Heimstein von Jorts Fähre angehört habe. Nur war das wirklich wichtig? Reichte es nicht, dass man seine Arbeiten hier geduldet hatte?

Der Krieger wollte nun genaueres über die Forschungen von diesem anderen Baumeister wissen und er erklärte es ihm auf möglichst einfache Art. Was seine Lage allerdings verkomplizierte war, dass der Krieger es durchaus in Betracht zog, dass er es war, der das Schwarzpulver entwickelt hatte, und es jetzt nur in der Ahn der Not Caleb unterschieben wollte. Klar, und er war es auch, der vor Tagen schon in Caleb’s Haus die Tafel mit chemischen Formeln und Berechnungen vollgeschmiert hatte, er war es auch der dutzende Schriftrollen beschrieben hat und in Caleb’s Haus Experimente durchführte.

Das überzeugte den Krieger, allerdings wollte er sich davon in dem Haus des Baumeisters noch überzeugen. Er hatte Glück, er durfte mit und so folgte er dem Krieger. Als sie an dem Haus angekommen waren, machte der Krieger kurzen Prozess und trat die Tür ein. Im Haus schaute er sich nach den genannten Beweisen um. Die Tafel war nicht zu übersehen und auch von den erwähnten Schriftrollen lagen noch genug herum. Nur konnte der Krieger damit nicht viel anfangen und nach einem kurzen Versuch der Erklärung gab er dies auf.jf_468

Allerdings verlangte der Krieger von ihm, dass er die Wirksamkeit des Pulvers demonstriert. Hier zeigte sich, dass es gut war, dass er eine Probe des Schwarzpulvers bei sich trug und die Wachen von Jort’s ihn nicht durchsucht hatten. Also baute er eine kleine Versuchsanordnung auf, wo er die verheerende Wirkung des Pulvers aufzeigen konnte. Er hatte nur sehr wenig genommen, aber es reichte aus dem Krieger und erst recht seine Sklavin zu beeindrucken. Während die kleine schwarze Wolke noch durch den Raum waberte und der Gestank nach Schwefel sich verzog, hatten sich alle wieder gefasst.

Die Sklavin musste die Tafel abwischen, die Schriftrollen fielen dem Feuer anheim. Auch wenn er nicht glaubte, dass dies die Priesterkönige besänftigen würde, so half er doch bei der Beseitigung. Als letztes wollte der Krieger wissen, wie viel noch von dem Schwarzpulver existiert und wo es sich befindet. Wenn er dies hätte, würde er ihn laufen lassen. Er führte den Krieger zu seinem Lager bei der verlassenen Fischerhütte. An einer erhöhten Stelle, wo der Boden trocken war, hatte er den Sack mit dem Pulver vergraben und ihn vorher zusätzlich gegen Feuchtigkeit geschützt. Er grub ihn wieder aus und übergab das Pulver, welches ungefähr einen halben Stein wog, dem Krieger.

Dieser machte nun sein Versprechen wahr und ließ ihn frei. Er versprach ihm innerhalb von 20 Ahn die Gegend zu verlassen. Das war die Zeit, die er maximal brauchen würde um am Hafen noch Erkundigungen über einen gewissen Caleb einzuziehen und sich wieder an seine Spur zu heften. Der Krieger war einverstanden und sie verabschiedeten sich. Er ging in die verlassene Fischerhütte und packte seine Sachen zusammen, als er zwischendurch hochschaute sah er wie die Sklavin des Kriegers weiter graben musste. Es hatte den Anschein, als wenn der Krieger ihm doch nicht so ganz vertraute.

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