Rager’s Erlebnisse
Die nächsten Tage verbrachte ich weiterhin damit mich in der Stadt einzuleben, mich umzuhören und Kontakte zu knüpfen. Nur warum der Administrator von Lydius einige Tage in Kasra weilte, das sollte mir nicht gelingen es in Erfahrung zu bringen. So ganz dezent ärgerte mich das, wenn es auch nicht das Hauptanliegen war warum ich in Kasra weilte, so könnte es doch ein wichtiger Stein im Puzzle sein. Man kann so etwas schließlich nicht über das Bein brechen, wenn man nicht auffallen will. Was ich aber bisher schon geschafft hatte war, dass ich eine Einladung zu der Feier der Gefährtenschaft zwischen der ersten Händlerin und einen Rarius erhalten hatte. Ich hoffte dort vielleicht weitere wichtige Personen kennenzulernen.
Doch bis dahin war noch ein paar Tage Zeit. Dafür traf ich mich heute mit einem Schriftgelehrten aus Kasra auf einen Paga. Er fragte mich noch mal aus, was ich denn nun genau in Kasra wollte. Wieder erzählte ich meine Geschichte warum ich aus Siba weg bin und warum ich hier in Kasra weilte. Das Schiffsbau meine große Leidenschaft ist und ich aus den muffigen Siba wegwollte um mich weiterzuentwickeln. Mein kasratischer Kastenbruder empfahl mir mich direkt an die Regentin zu wenden. Kasra bräuchte demnächst fähige Schiffsbauer. Nur wie sollte ich als Fremder an die Regentin herankommen?
Mir blieb also nichts weiter übrig als den Schreiber zu fragen ob er nicht für mich ein gutes Wort bei der Regentin einlegen könnte. Ich hatte Glück, denn genau das sagte er mir zu. Ich hatte nun erwartet dass er mich noch ein paar Tage zappeln lassen würde aber nein, wir tranken aus und er meinte er würde mich jetzt bei der Regentin vorstellen. Meine Verwunderung sprach wahrscheinlich Bände, hatte ich doch nicht damit gerechnet dass ich so schnell vorankommen würde. Ich schaute also noch mal an mir herunter, sortierte meine Tunika, befand dass die sauber und gut genug ist und folgte meinen Kastenbrüder.
Wir gingen in Richtung Palast, das hatte ich auch gar nicht anders erwartet aber zu meinen Erstaunen bogen wir, nach dem wir die Stufen der Freitreppe genommen hatten, nach links ab und standen vor der Sperre die ich schon vor ein paar Tagen entdeckt hatte. Er sagte mir das wäre eine Sleensperre und sie würde hier stehen so lange wie die Stadtmauer noch nicht geschlossen wäre, ein Provisorium halt. Dann fing er an genau wie ich vor einigen Tagen die Sperre beiseite zu rücken und bat mich ihm zu folgen. Wir umgingen also die Sperre und folgten den Weg in Richtung Gut. Bis an den Rand der Felder war ich ja selbst schon einmal vorgedrungen aber der Schreiber führte mich nun die Straße weiter die zwischen wogenden Sa Tarna Feldern zu dem Hof führte.
Wir durchschritten das Tor und gingen auf das Hauptgebäude zu dort sagte er mir ich solle warten während er mit der Regentin spricht. In der Zeit sah ich mich auf dem Hof um und versuchte so gut es ging meine Nervosität zu unterdrücken. Wahrscheinlich dauerte es gar nicht so lange, wie mir meine innere Unruhe glauben machen wollte, bis man mich hinein bat. Man stellte mich der Regentin vor, sowie ihren Gefährten und bot mir dann einen Platz an als auch etwas zu trinken. Nailah kniete sich hinter mich und ich wartete ab, ließ die Anderen reden. Erst tat der Schreiber noch einmal berichten dann richtete die Regentin das Wort an mich.
Wieder betete ich wie auf Knopfdruck meine Geschichte herunter, die ich in den letzten Tagen nun schon so oft vorgetragen hatte und ich betete zu denen die im Sardar wohnen das mir dabei keine Fehler unterliefen und sich meine Aussagen nicht mit denen widersprachen die ich anderen gegenüber schon getätigt hatte. Man hörte mir aufmerksam zu, scheinbar glaubte man mir und meiner Geschichte. Wobei, soweit hergeholt war sie ja auch nicht und dicht an meine wirkliche Lebensgeschichte angelehnt. Die Worte der Regentin dann gingen runter wie Öl. Man bräuchte bald fähige Schiffsbauer weil man in Kasra ganz neue Wege im Schiffsbau gehen will. Noch wären die Werften zwar noch nicht fertig aber wenn…. Dann hätte man auch eine Posten für mich mit einer entsprechend guten Bezahlung.
Das hörte ich doch gern, so würde ich zumindest Gelegenheit haben einen Einblick in die Pläne von Kasra zu erlangen. Wenigstens was den Schiffsbau anbelangt und vielleicht würde sich an der Menge und der Art der Schiffe ableiten lassen was Kasra wirklich vorhatte. Das was ich dann zu hören bekam bereitete mir doch einiges an Bauchschmerzen, so sollte ich dem Hauptmann der kasratischen Wachen Bericht erstatten über die Lage am Vosk. Wenn ich dessen Fragen zu seiner Zufriedenheit beantworten würde, würde ich ausreichend Tarsk erhalten um mich bis zur Fertigstellung der Werften in Kasra über Wasser halten zu können.
Jetzt hatte sie mir aber einen Brocken hingeworfen! Was blieb mir anderes übrig als zuzusagen? Genau nicht viel um nicht zu sagen dass ich gar keine andere Wahl hatte, wenn ich nicht auffliegen wollte. Ich versprach also dem Hauptmann nach besten Wissen Auskunft zu geben. Damit komplimentierte man mich hinaus. Da stand ich nun und durfte überlegen was ich denn sagen könnte ohne die Voskliga ins Hintertreffen zu bringen, was kann man Kasra verkaufen, was würden sie ohnehin erfahren was sind offene Geheimnisse, die, wenn man die weitertratscht, niemand als Verrat ansehen würde? Ich wusste es noch nicht!
Dann kam Markus der Schreiber ebenfalls aus dem Haus, er wollte mich zurückbringen und was er dann sagte ließ mir, trotz der Hitze die hier herrschte, fast das Blut in den Adern gefrieren. Er wollte mich heute noch dem Hauptmann vorstellen. Natürlich folgte ich ihm aber ich hatte es nicht eilig. Jede Ehn die wir länger unterwegs waren half mir klare Gedanken zu fassen, mich zu sammeln und mir schon mal ein paar Brocken vor ab zurecht zulegen. Dann standen wir vor der Zitadelle, dicke Mauern, schwere eisenbeschlagene Türen und am Galgen baumelte immer noch der tote Delinquent. Mir wurde ganz anders!
Auf unser Klopfen ging die Tür auf und heraus trat ein Krieger und während ich noch überlegte ob dies schon der Hauptmann sein könnte wurde er mir auch schon als solcher vorgestellt. Nur mühsam unterdrückte ich meine Aufregung, doch zum Glück hatte er im Gegensatz zu seiner Regentin heute keine Zeit mehr für mich. Er gab mir auch keinen Termin für den nächsten Tag, nein er sagte nur er würde mich morgen in der Herberge treffen. Uhrzeit? Unbestimmt! Mir war es ganz recht dass ich heute dieses Militärgebäude nicht mehr betreten musste, das ich noch eine Galgenfrist bekam mir meine Worte zurechtzulegen. Ich verabschiedete mich vielleicht sogar etwas schneller als es gut ist wenn man keinen Verdacht erregen will.