Auf geheimer Mission (8)

Rager’s Erlebnisse

Abreise

Oder sollte ich lieber sagen Flucht? Diese ewigen Andeutungen und Gerüchte um durchgeführte oder geplante Razzien raubten mir den letzten Nerv. Wenn der Auftrag nicht gewesen wäre, in Erfahrung zu bringen ob die Regentin es schafft sich zur Tatrix ausrufen zu lassen, hätte ich schon längst die Beine in die Hand genommen und mich hier vom Acker gemacht. So musste ich aber noch ausharren, was mir mit jeder Ehn die ich noch hier war schwerer fiel. Doch gestern war ja die alles entscheidende Ratssitzung gewesen und mittlerweile pfiffen es auch die Vulos von den Dächern das die Regentin mit ihren Vorhaben durch den Rat war.

Damit war meine Mission zu Ende! Nailah befahl ich zu packen, während ich mir noch schnell eine Story ausdachte warum ich wieder abreiste, wo ich doch mit so hohen Erwartungen nach Kasra gekommen war und das Angebot der Regentin, mir Arbeit in der Werft zu beschaffen bestand ja auch noch. Als Nailah mit packen fertig war, schaute ich mich noch einmal gründlich in dem Zimmer um, um auch ja keine Spuren die mich noch nachträglich verraten könnten zu hinterlassen. Doch es war perfekt. Nichts war mehr da, nicht mal eine Schriftrolle lag noch irgendwo herum. Alle waren verstaut oder vernichtet.

Nailah bekam das Gepäck, ich die Geldbörse und dann verließ ich das Zimmer, ging über die Empore zu der Treppe die nach unten führte. Ich gab den Schlüssel ab, ließ uns austragen und trat nach draußen. Ich hatte gehofft das Stadttor unbehelligt passieren zu können ohne große Erklärungen abgeben zu müssen, doch diese Hoffnung sah ich getäuscht. Was solls, ich musste an den Kriegern vorbei und das möglichst ohne ihr Misstrauen zu wecken. Mich äußerlich relaxt gebend aber innerlich bis zum Zerreißen angespannt, ging ich auf das Tor zu. Kurz bevor ich es erreichte kam auch noch die erste Händlerin von Kasra hinzu.

Meine Abreise erweckte doch allerseits Interesse und ich kam nicht umher mich näher zu erklären. Jetzt war ich froh das ich mir vorher schon eine Geschichte zurecht gelegt hatte und diese jetzt auch ohne zu stottern und ohne lange zu überlegen vortragen konnte. Man nahm mir die Geschichte ab das ich nur deshalb nach Siba zurück wollte um meine Angelegenheiten zu regeln damit ich meinen Wohnsitz nach Kasra verlegen kann. Es schien für sie plausibel zu klingen und man wünschte mir noch sichere Wege. Nuun sah ich aber zu das ich Land gewann und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich nahm nicht das Schiff, sondern suchte mir einen Handelstross mit dem ich über die nördliche Salzstraße in Richtung Torcodino reisen konnte.

Mit jedem Pasang den ich weiter weg von Kasra kam, mit jeder Ahn mehr die mich von Kasra trennte wurde ich ruhiger. Bals würde ich in Torcodino sein und von dort aus weiter zum Vosk reisen. Mit dem Geld welches ich mir in Kasra verdient hatte würde ich mir für einige Zeit ein sorgenfreies Leben finanzieren können. War es das wert? Der Stress, die Angst entdeckt zu werden? Auch in Zukunft mit der Sorge leben zu müssen das man mir einen schwarzen Büttel auf den Hals hetzt, so man mich doch noch enttarnt? Ich weiß es nicht, die Zeit wird es zeigen.

Auf geheimer Mission (7)

Rager’s Erlebnisse

Die Werft

Nicht das ich schon auf gepackten Koffern saß, nein das nicht aber doch wie auf glühenden Kohlen, mit jedem Tag länger den ich hier blieb hatte ich das Gefühl jeden Augenblick auffliegen zu können. Auch die Gerüchte um bevorstehendende Razzien rissen nicht ab. Noch war es so das jedes Mal wenn ich in die Herberge zurückkehrte der Signaturknoten unberührt schien, also Niemand in meinem Zimmer gewesen sein kann. Allerdings grübelte ich ob es tatsächlich so eine gute Idee war, schließlich sah es jetzt so aus als hätte ich was zu verbergen. Hatte ich ja auch, nur sollte das ja keiner wissen.

Jedenfalls fasste ich den Entschluss am nächsten Tag abzureisen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Erschrocken schaute ich auf, hatte ich doch gerade die letzte Nachricht an Jorts Fähre verfasst, in der ich die Gründe für meine Abreise darlegte und hoffte jetzt das nicht die Büttel Kasras vor der Tür standen. Ich schickte Nailah zur Tür um nachzuschauen wer da etwas von mir will. Mit Erleichterung nahm ich zur Kenntnis das es nur ein Bote aus Jorts Fähre war. Die Nachricht die er mir aber überbrachte passte mir gar nicht. Man hatte aus einer anderen Quelle erfahren das sich die Regentin zur alleinigen Herrscherin ausrufen und den Rat entmachten wollte und von mir erwartete man das ich diese Nachricht nicht nur bestätige sondern auch das ich den Ausgang dieses Versuches nach Jorts melde.

Ich entließ den Boten und sackte dann förmlich zusammen, weitere Tage in Kasra standen mir bevor. An diesem Tag nutzte ich die Herberge zur Informationsbeschaffung, wo anders als bei einem Paga werden die Leute darüber diskutieren? Tatsächlich erfuhr ich das die Ratssitzung zur Erhebung der Regentin schon morgen stattfinden soll und das es als sicher galt das sie ihren Willen durchsetzen wird. Nur reichte diese Informationen meinem Auftraggeber nicht, er wollte Gewissheit und das hieß den Ausgang der Sitzung abzuwarten. Froh diesen Tag ebenfalls unbeschadet überstanden zu haben, ging ich wieder auf mein Zimmer, der Knoten war auch heute unberührt als ich ihn löste um die Tür zu öffnen.

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Den nächsten Tag verbrachte ich damit, jemanden zu finden der mir Zugang zu der Ratssitzung verschaffen konnte. Doch wen ich auch fragte, immer hieß es „Nein die Sitzung ist nicht öffentlich und nur Ratsmitglieder haben Zugang und schon gar keine Heimsteinfremden.“ Auch mein Hinweis das ich die Absicht hege auf den Heimstein von Kasra zu schwören und mich in diesen Zusammenhang die Arbeit des Rates interessieren würde, nutzte nichts, man ließ mich abblitzen. Es machte keinen Sinn, wenn ich weiter herumfrage würde ich mich nur verdächtig machen. In Kasra schien man eh sehr angespannt was Fremde betraf und in fast jedem vermutete man Spione der Del-Ka und aus Turmus.

Wenn ich schon keine Chance hatte an der Ratssitzung teilzunehmen, so wollte ich wenigstens die Gelegenheit nutzen und nach der Werft Ausschau halten. Irgendwo hier am Fayheen musste sie ja sein. Dazu verließ ich die Stadt und ging hinunter zu Hafen. Hier war weit und breit nichts von einer Werft zu sehen. Ich umrundete das Kontor aber auch dort kam ich nicht weit. An der Ecke der Stadtmauer war der Weg zu Ende und der Hang zu steil als das man zu Fuß sich durch die Büsche schlagen konnte. Es blieb mir nichts weiter übrig als den Rückzug anzutreten und es auf der anderen Seite des Hafens zu versuchen.

Dort fand ich zwar keine Werft aber eine Möglichkeit mir ein Boot auszuleihen. Eine Möglichkeit die auch sofort nutzte, dem Vermieter erzählte ich was von schöner Gegend und Ausflug, ich denke er hat mir geglaubt. Einige Münzen wechselten den Besitzer, dann reichte er mir ein Paar Ruder und machte ein Boot los. Ich bestieg den wackligen Kahn, zum Glück war ich den Umgang mit solchen Booten durch meine Zeit in Siba gewohnt. Als Nailah es endlich auch in das schwankende Boot geschafft hatte legte ich ab. Mit kräftigen Zügen trieb ich das Boot über den Fayheen auf jene Flussbiegung zu die ich vom Kontor aus nicht einsehen konnte. Hatte man einmal die Flussbiegung erreicht konnte man schon vom weitem erkennen das hier etwas nicht stimmte. Das gegenüberliegende Ufer war abgesperrt, Wachtürme waren aufgebaut und Krieger patrouillierten.

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In sicherer Entfernung davon legte ich an. Die Stelle schien mir unverfänglich, war es doch nicht irgendwo in der Pampa sondern es gab hier ein Haus mit einem Steg davor. Keiner würde Verdacht schöpfen, eher würde man glauben das ich hier jemanden besuche. Ich vertäute das Boot am Steg und schaute dann möglichst unauffällig zu den Rarii hinüber. Das Niemand im Haus war kam mir dabei entgegen, so stellte auch keiner dumme Fragen. Was ich sah bestärkte mich darin das ich die vermeintliche Werft entdeckt hatte, warum sonst sollte Kasra sonst so ein Aufhebens um diesen Flussabschnitt machen und sprach die Regentin nicht davon das Kasra völlig neue Wege im Schiffsbau gehen würde?

Angestrengt starrte ich in die Richtung der vermeintlichen Werft. Anfangs zweifelte ich noch das ich sie wirklich gefunden hatte, denn das was sie dort bauten sah bei weitem nicht nach Schiffen aus. Ja es waren völlig neue Wege im Schiffsbau oder sagen wir lieber, neue Wege in der Überwindung von Wasserhindernissen. Das was sie dort bauten ließ sich am besten durch das Wort Schwimmbrücke beschreiben. Viele kleine Boote die durch Stege miteinander verbunden waren. Wenn man es schaffte bei Nacht und Nebel solch eine Brücke über den Vosk oder jeden anderen beliebigen Fluß, zu bauen, könnte man in wenigen Ehn Unmassen von Kriegern auf das andere Ufer schaffen und so den Gegner überraschen. Ich war mir sicher das dies in Jorts Interesse finden würde.

Ich fertigte schnell ein paar Skizzen an, dann sprang ich in mein Boot, zog Nailah hinterher, und sah zu das ich hier wegkam. Als ich wieder die Herberge betrat traf ich auf den Hauptmann der auf dem Weg zum Rat war und mich süffisant fragte ob die Razzien in der Stadt mich hoffentlich nicht zu sehr belästigten würden. Ich schaffte es gerade noch abzuwinken und gelassen zu tun und als der Krieger außer Sichtweite war stürmte ich nach oben aber mein Zimmer war auch heute unversehrt. Mit zittrigen Fingern verfasste ich die Nachricht für Jorts Fähre und fasste den endgültigen Entschluss, ich musste hier weg!

Auf geheimer Mission (6)

Rager’s Erlebnisse

Die Feier

Wie schon öfters zuvor hatte ich auch nach dem Gespräch in der Zitadelle eine Nachricht verfasst und sie nach Jorts Fähre versandt. Ob diese Nachrichten ankamen weiß ich nicht wirklich, auch nicht ob sie hilfreich waren. Trotzdem tat ich mein Bestes und so würde ich auch heute zu der Gefährtenschaftsfeier der Händlerin mit dem Rarius gehen, auch weil ich hoffte dort weitere Kontakte knüpfen zu können oder das der eine oder andere in Pagalaune etwas vertraulicheres ausplauderte. Zum ersten Mal seit ich hier in Kasra weilte, kramte ich eine der besseren Tuniken heraus und auch Nailah bekam die Ansage sich etwas festlicheres anzuziehen. Gegen Abend machte ich mich dann auf den Weg zum Hafen wo die Feier ja stattfinden sollte.

Als ich durch das Stadttor trat, sah ich, dass ich bei weitem nicht der erste Gast war. Es waren schon eine größere Menge Gäste eingetroffen. Soweit ich das von hier oben am Tor erkennen konnte waren unter ihnen auch der Hauptmann und die Regentin. Ich schritt die Rampe zum Hafen herunter, grüßte höflich und entdeckte noch weitere bekannte Gesichter. Man führte uns dann ins Kontor, wo festlich und vor allem reichlich aufgetafelt war. Im Gehen hörte ich noch wie der Hauptmann mit der Regentin sprach und auch mich dabei erwähnte. Sein Ton war dabei weder aggressiv noch klangen die Wortfetzen die ich mitbekam für mich bedrohlich. Bleibt nur zu hoffen, dass dies keine Finte war um mich in Sicherheit zu wiegen.

Im Kontor dauerte es dann eine ganze Weile bis alle Gäste an der Tafel drapiert waren, ob es dabei eine bestimmte Sitzordnung einzuhalten galt, entzieht sich meiner Kenntnis aber ich kam nicht weit entfernt vom Kommandanten zum sitzen. Anfangs plätscherte das Gespräch ziemlich belanglos vor sich hin. Die erste Händlerin schien mir reichlich verwirrt, war sie es doch die mich ursprünglich eingeladen hatte und heute erkannte sie mich nicht mehr wieder. Auch ihr Gefährte schien mit der Situation reichlich überfordert und ergab sich dem Paga. Wenn ich die gleiche Menge getrunken hätte wie er, hätte man mir schon längst in der Heilerei den Magen auspumpen müssen. Krieger halt!

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Später verliefen sich die Gespräche am Tisch doch in Richtung der Krise am Vosk und möglichen Spionen in Kasra, ich nahm mich etwas zurück und hörte besser nur noch zu, meisten erfährt man so mehr. Tatsächlich schwadronierte der Hauptmann darüber das er früher für Cos als Nachrichtenoffizier gearbeitet hätte. Nicht jeder Spion müsste gefangen und gepfählt werden, manchmal sei es besser sie zu instrumentalisieren, mit falschen Informationen zu füttern und so den Gegner auf eine falsche Fährte zu schicken. Ich nahm das zur Kenntnis und tat ansonsten möglichst unbeteiligt.

Lange hielt ich das aber nicht durch, denn plötzlich fiel ein Satz der doch eine nicht geringe innerliche Panik in mir auslöste. Trotzdem werde man in den nächsten Tagen Razzien in der Stadt durchführen und dabei auch den Feuerkrug nicht außen vorlassen. Ich verschluckte mich an meinem Paga, was einen mittelschweren Hustenanfall auslöste. Nailah klopfte auf meinen Rücken herum, der Hauptmann schaute mich mitleidig an und ich versuchte mich krampfhaft zu beruhigen. War das eine Warnung, eine Drohung oder nur Zufall? Schließlich hatte niemand meinen Hustenanfall mit dieser Aussage in Verbindung gebracht. Jedenfalls war keinen der Anwesenden etwas in dieser Hinsicht anzumerken.

Ich trank noch einen weiteren Paga zur Beruhigung, dann machte ich mich auf um in die Herberge zurückzukehren. Von Unruhe und Vorahnungen getrieben, lief ich deutlich schneller als sonst, stürmte geradezu in mein Zimmer. Hatte man die Gelegenheit genutzt, wo die ganze Stadt auf den Beinen war um der Feier beizuwohnen, die Herberge auf den Kopf zu stellen? Auf den ersten Blick sah alles normal und unberührt aus. Ich kontrollierte meine Sachen, meine Schriftstücke, alles schien unberührt, auch Nailah fand nichts was auf eine Durchsuchung hindeutete. Eins war mir klar, sollte ich mein Zimmer verlassen, dann nur noch nachdem ich die Zimmertür mit einem Signaturknoten gesichert habe. Der schützte zwar nicht aber zeigte zumindest zuverlässig an wenn jemand das Zimmer betreten hatte.

Nailah legte außerdem noch einen unscheinbaren Seidenfaden über die Schriftrollen, so das man auch jenen ansah wenn sie durchwühlt wurden. An jenem Abend setzte ich erstmalig eine Botschaft ab die, die Nachricht enthielt das ich mich hier in Kasra nicht mehr langen halten werden kann.

Auf geheimer Mission (5)

Rager’s Erlebnisse

In der Zitadelle

Am nächsten Morgen wachte ich wie gerädert auf, hatte ich doch extrem schlecht geschlafen, sollte es doch heute in die Höhle des Larls gehen. Ich machte mich frisch und ließ mir von Nailah das Frühstück aufs Zimmer bringen. Es schmeckte nicht wirklich, was weniger an dem Essen an sich lag sondern daran das ich mir den Kopf darüber zermarterte ob ich auch wirklich an alles gedacht hatte. Hatte ich doch am Vorabend noch lange am Tisch gesessen und mir den Kopf darüber zerbrochen was ich aussagen könnte. Ich hatte mir Notizen gemacht, sie zerknüllt und wieder neu geschrieben. Zum Schluss hatte ich doch alle Niederschriften verbrannt, konnte ich doch beim besten Willen nicht vorhersehen was man mich genau fragen würde.

Die Reste vom Frühstück, na gut diesmal war es aus den bekannten Gründen fast das Ganze, bekam Nailah. Dann hing ich nach unten und wartete. Ich weiß nicht wie viel Wasser, Paga verkniff ich mir, ich an diesen Tag vor lauter Aufregung getrunken hatte aber es dauerte eine Ewigkeit bis der Hauptmann endlich auftauchte. Kurz ließ er sich auch noch in Herberge nieder bis er mich dann aufforderte ihm zu folgen. Die zwei Blaukastigen die ebenfalls im Feuerkrug weilten lud er ein mitzukommen. Brauchte er Zeugen? Ich folgte ihm zur Zitadelle, nur zögernd betrat ich das Gebäude welches eine gewisse Macht und Stärke ausstrahlte. Man führte uns direkt ins Obergeschoss, dass wir dabei aber an dem Kerker vorbeimussten machte die Sache aber auch nicht besser.

Man brachte uns in ein Zimmer welches von einem riesigen Tisch dominiert wurde, es standen ein paar Stühle darum und auf dem Tisch war eine riesige Karte ausgerollt. Ich hatte zwar eine Ahnung was das für eine Karte ist aber auf die Schnelle konnte ich das nicht erkennen. War halt keine technische Zeichnung! Während die Sklavinnen etwas Obst und was zu trinken herbeibrachten, nahm ich dann erst mal auf den angebotenen Stuhl Platz, als Luc mich aufforderte zu berichten. Jetzt fing ich das große Stottern an, weil damit hatte ich nicht gerechnet. Ich wand mich ein wenig und erwiderte das ich kein Militär bin und unmöglich wissen kann was für ihm wichtig wäre und das auch die Regentin sagte, dass ich in erster Linie seine Fragen, also die des Kommandanten, beantworten soll.

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Zum Glück glaubte man mir, sicher auch weil Markus das bestätigte. Der Kommandant stellte also seine Fragen die ich, soweit mir das möglich war ohne die Interessen der Voskliga zu schädigen, beantwortete. Das man von der Thassa aus nur bis Port Kar kommt, das von dort eine Schiffsverbindung nach Turmus nicht möglich weil das Delta des Vosk einfach nicht schiffbar ist für Boote die über die Größe eines Rencefloßes hinausgehen. Man wollte wissen welches die nächsten Städte nach Turmus sind, alles Fragen die ich mit guten Gewissen beantworten konnte, waren sie doch kein wirkliches Geheimnis.

Kniffliger wurde es erst als ich mit an die Karte musste, nicht nur das ich es nicht gewohnt war militärische Lagekarten zu lesen, nein der Hauptmann wollte von mir wissen wo es denn sinnvoll wäre ein Schiff zu haben, welches man dann mit Tarns erreichen könnte um die Besatzung und auch Krieger an Bord zu bringen. Ich brauchte eine Weile bis mir die rettende Idee kam, ich schlug vor, dass es besser wäre das Schiff nicht direkt auf dem Vosk zu platzieren, sondern in der Nähe von Argentum, auf dem Issus. Das begründete ich damit dass es weit genug weg wäre als das man dies am Vosk im Auge haben könnte und man trotzdem schnell genug die Voskregion erreichen könnte.

Ich erwähnte zwar auch das der Issus zwischen Port Cos und Tafa in den Vosk mündet aber nicht das gerade Port Cos sehr kampfstark ist und somit ein ernstzunehmender Gegner, vor allem für ein einzelnes Schiff. Zumindest war das meine Hoffnung, dass diese Mission spätestens hier auffliegen würde. Man nahm das zur Kenntnis, ob man mir glaubte weiß ich natürlich nicht. Bei noch etwas Paga dufte ich mir noch die Ansichten des Hauptmanns zu dieser Krise anhören, was er von Turmus hielt und vor allem von Cato. Seiner Meinung nach will dieser Mann nicht das erreichen was er vorgibt, sondern seine Interessen würden woanders liegen. Nach seiner Einschätzung will Cato die Macht in der Voskliga an sich reißen und sich zum unumschränkten Herrscher dieser Region ausrufen. Darauf ging ich nicht weiter ein, ich sagte ihm dass ich diesen Cato nicht kannte, was ja auch der Wahrheit entsprach.

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So ging das Geplänkel noch etwas weiter und zum Schluss sagte man mir das am morgigen Tag die Gefährtenschaftsfeier der Händlerin und des Kriegers stattfinden würde. Das war ja für mich nichts neues, neu war jedoch für mich der Ort. Das Kontor am Hafen nämlich. Konnte man für solch eine Feier keinen besseren Ort finden. Musste man die Feier ausgerechnet im Hafen ausrichten, umgeben von brackigen Wasser und Schiffern die über die Bordwände ihrer Kähne ins Wasser schissen? Blöderweise rutschte mir das auch raus, erschrocken schaute ich mich um aber die Kasraten lachten nur, anscheinend waren sie ähnlicher Meinung, denn man beschied mir das dies wohl eine Geldfrage sei.

Erleichtert atmete ich durch und als der Hauptmann sich verabschiedete, weil er dienstlich gefordert sei, machte ich mich auch auf den Weg, erleichtert endlich dieses furchteinflößende Gemäuer verlassen zu können. Draußen beschleunigte ich meine Schritte und sah zu das ich Abstand gewann. Ich hielt mich auch gar nicht lange im Schankraum der Herberge auf und machte mich gleich auf dem Weg nach oben und schloss mich in meinem Zimmer ein, froh diesen Tag unbeschadet überstanden zu haben.

Auf geheimer Mission (4)

Rager’s Erlebnisse

 

Die nächsten Tage verbrachte ich weiterhin damit mich in der Stadt einzuleben, mich umzuhören und Kontakte zu knüpfen. Nur warum der Administrator von Lydius einige Tage in Kasra weilte, das sollte mir nicht gelingen es in Erfahrung zu bringen. So ganz dezent ärgerte mich das, wenn es auch nicht das Hauptanliegen war warum ich in Kasra weilte, so könnte es doch ein wichtiger Stein im Puzzle sein. Man kann so etwas schließlich nicht über das Bein brechen, wenn man nicht auffallen will. Was ich aber bisher schon geschafft hatte war, dass ich eine Einladung zu der Feier der Gefährtenschaft zwischen der ersten Händlerin und einen Rarius erhalten hatte. Ich hoffte dort vielleicht weitere wichtige Personen kennenzulernen.

Doch bis dahin war noch ein paar Tage Zeit. Dafür traf ich mich heute mit einem Schriftgelehrten aus Kasra auf einen Paga. Er fragte mich noch mal aus, was ich denn nun genau in Kasra wollte. Wieder erzählte ich meine Geschichte warum ich aus Siba weg bin und warum ich hier in Kasra weilte. Das Schiffsbau meine große Leidenschaft ist und ich aus den muffigen Siba wegwollte um mich weiterzuentwickeln. Mein kasratischer Kastenbruder empfahl mir mich direkt an die Regentin zu wenden. Kasra bräuchte demnächst fähige Schiffsbauer. Nur wie sollte ich als Fremder an die Regentin herankommen?

Mir blieb also nichts weiter übrig als den Schreiber zu fragen ob er nicht für mich ein gutes Wort bei der Regentin einlegen könnte. Ich hatte Glück, denn genau das sagte er mir zu. Ich hatte nun erwartet dass er mich noch ein paar Tage zappeln lassen würde aber nein, wir tranken aus und er meinte er würde mich jetzt bei der Regentin vorstellen. Meine Verwunderung sprach wahrscheinlich Bände, hatte ich doch nicht damit gerechnet dass ich so schnell vorankommen würde. Ich schaute also noch mal an mir herunter, sortierte meine Tunika, befand dass die sauber und gut genug ist und folgte meinen Kastenbrüder.

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Wir gingen in Richtung Palast, das hatte ich auch gar nicht anders erwartet aber zu meinen Erstaunen bogen wir, nach dem wir die Stufen der Freitreppe genommen hatten, nach links ab und standen vor der Sperre die ich schon vor ein paar Tagen entdeckt hatte. Er sagte mir das wäre eine Sleensperre und sie würde hier stehen so lange wie die Stadtmauer noch nicht geschlossen wäre, ein Provisorium halt. Dann fing er an genau wie ich vor einigen Tagen die Sperre beiseite zu rücken und bat mich ihm zu folgen. Wir umgingen also die Sperre und folgten den Weg in Richtung Gut. Bis an den Rand der Felder war ich ja selbst schon einmal vorgedrungen aber der Schreiber führte mich nun die Straße weiter die zwischen wogenden Sa Tarna Feldern zu dem Hof führte.

Wir durchschritten das Tor und gingen auf das Hauptgebäude zu dort sagte er mir ich solle warten während er mit der Regentin spricht. In der Zeit sah ich mich auf dem Hof um und versuchte so gut es ging meine Nervosität zu unterdrücken. Wahrscheinlich dauerte es gar nicht so lange, wie mir meine innere Unruhe glauben machen wollte, bis man mich hinein bat. Man stellte mich der Regentin vor, sowie ihren Gefährten und bot mir dann einen Platz an als auch etwas zu trinken. Nailah kniete sich hinter mich und ich wartete ab, ließ die Anderen reden. Erst tat der Schreiber noch einmal berichten dann richtete die Regentin das Wort an mich.

Wieder betete ich wie auf Knopfdruck meine Geschichte herunter, die ich in den letzten Tagen nun schon so oft vorgetragen hatte und ich betete zu denen die im Sardar wohnen das mir dabei keine Fehler unterliefen und sich meine Aussagen nicht mit denen widersprachen die ich anderen gegenüber schon getätigt hatte. Man hörte mir aufmerksam zu, scheinbar glaubte man mir und meiner Geschichte. Wobei, soweit hergeholt war sie ja auch nicht und dicht an meine wirkliche Lebensgeschichte angelehnt. Die Worte der Regentin dann gingen runter wie Öl. Man bräuchte bald fähige Schiffsbauer weil man in Kasra ganz neue Wege im Schiffsbau gehen will. Noch wären die Werften zwar noch nicht fertig aber wenn…. Dann hätte man auch eine Posten für mich mit einer entsprechend guten Bezahlung.

Das hörte ich doch gern, so würde ich zumindest Gelegenheit haben einen Einblick in die Pläne von Kasra zu erlangen. Wenigstens was den Schiffsbau anbelangt und vielleicht würde sich an der Menge und der Art der Schiffe ableiten lassen was Kasra wirklich vorhatte. Das was ich dann zu hören bekam bereitete mir doch einiges an Bauchschmerzen, so sollte ich dem Hauptmann der kasratischen Wachen Bericht erstatten über die Lage am Vosk. Wenn ich dessen Fragen zu seiner Zufriedenheit beantworten würde, würde ich ausreichend Tarsk erhalten um mich bis zur Fertigstellung der Werften in Kasra über Wasser halten zu können.

Jetzt hatte sie mir aber einen Brocken hingeworfen! Was blieb mir anderes übrig als zuzusagen? Genau nicht viel um nicht zu sagen dass ich gar keine andere Wahl hatte, wenn ich nicht auffliegen wollte. Ich versprach also dem Hauptmann nach besten Wissen Auskunft zu geben. Damit komplimentierte man mich hinaus. Da stand ich nun und durfte überlegen was ich denn sagen könnte ohne die Voskliga ins Hintertreffen zu bringen, was kann man Kasra verkaufen, was würden sie ohnehin erfahren was sind offene Geheimnisse, die, wenn man die weitertratscht, niemand als Verrat ansehen würde? Ich wusste es noch nicht!

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Dann kam Markus der Schreiber ebenfalls aus dem Haus, er wollte mich zurückbringen und was er dann sagte ließ mir, trotz der Hitze die hier herrschte, fast das Blut in den Adern gefrieren. Er wollte mich heute noch dem Hauptmann vorstellen. Natürlich folgte ich ihm aber ich hatte es nicht eilig. Jede Ehn die wir länger unterwegs waren half mir klare Gedanken zu fassen, mich zu sammeln und mir schon mal ein paar Brocken vor ab zurecht zulegen. Dann standen wir vor der Zitadelle, dicke Mauern, schwere eisenbeschlagene Türen und am Galgen baumelte immer noch der tote Delinquent. Mir wurde ganz anders!

Auf unser Klopfen ging die Tür auf und heraus trat ein Krieger und während ich noch überlegte ob dies schon der Hauptmann sein könnte wurde er mir auch schon als solcher vorgestellt. Nur mühsam unterdrückte ich meine Aufregung, doch zum Glück hatte er im Gegensatz zu seiner Regentin heute keine Zeit mehr für mich. Er gab mir auch keinen Termin für den nächsten Tag, nein er sagte nur er würde mich morgen in der Herberge treffen. Uhrzeit? Unbestimmt! Mir war es ganz recht dass ich heute dieses Militärgebäude nicht mehr betreten musste, das ich noch eine Galgenfrist bekam mir meine Worte zurechtzulegen. Ich verabschiedete mich vielleicht sogar etwas schneller als es gut ist wenn man keinen Verdacht erregen will.

Auf geheimer Mission (3)

Rager’s Erlebnisse

Der erste Tag

Am nächsten Morgen brauchte ich eine Weile bis ich mein Zimmer verließ und das lag nicht daran das mich das bequeme Bett nicht wieder loslassen wollte oder das mich Nailah vielleicht dezent überfordert hätte des Nachts. Nein ich war ins Grübeln verfallen. Erste Zweifel schlichen sich ein, ob es richtig war was ich hier mache und vor allem, war es das Risiko wert. Auch wenn der Händler davon sprach dass diese Vorgänge um die es ging und über die er die Informationen braucht die ganze Voskregion bedrohen würden, so lag mein Heimstein doch in Ko Ro Ba und damit weit weg vom Vosk. Gut ich arbeitete in Siba weil mich der Schiffsbau reizte und ich mit dieser Passion in Ko Ro Ba nicht viel anfangen konnte, also betraf mich das doch gar nicht wirklich oder doch?

Ich gab mir einen Ruck, ich hatte es versprochen, ich hatte einen Vorschuss angenommen und nun war ich einmal hier also sollte ich auch mein Bestes geben. Auf der Empore vor meinem Zimmer atmete ich tief durch, wollte ich doch der stickigen Luft des Zimmers entliehen und meine Lungenflügel mal so richtig durchlüften. Jedoch stellte sich das als Fehler heraus, denn nun hatte ich den Fischgestank den der Marktstand, der direkt vor dem Feuerkrug stand, verbreitete in der Nase und die frischesten Fische schienen es nicht zu sein. Ich machte ich auf den Weg nach unten, die Herberge und auch die Taverne waren verwaist. Dabei hatte ich gehofft ein paar Leute anzutreffen, Kontakte zu knüpfen, ja auch Vertrauen zu gewinnen.

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Wenn ich schon niemanden hier antreffe dann vielleicht auf den Straßen der Stadt. Doch sah es hier nicht besser aus, kaum eine Menschenseele traf ich an. Ich schlich durch die Gassen, vorbei an leeren Geschäften und nicht bewirtschafteten Betrieben. Ein Boskgespann stand herum und wartete darauf entladen zu werden und ein Toter baumelte einsam am Galgen, das wars! Jedoch konnte das unmöglich alles sein, die Stadt die gestern Abend noch so belebt wirkte sollte heute verlassen sein? Weiter ging es in Richtung Palast, doch auch hier das gleiche Bild. Nichts und Niemand! Ab und zu hörte man vereinzelt Stimmen durch die Mauern dringen und so wusste man das man wenigstens nicht ganz allein in der Stadt war.

Ich gebe zu es hatte auch sein Gutes. So konnte ich mir in aller Ruhe einen Überblick über die Stadt verschaffen, Wege einprägen, sich orientieren, Fluchtmöglichkeiten sondieren. Nun stand ich vor dem Palast. Ehrfürchtig schritt ich die Treppe nach oben, die Türen waren verschlossen und auch hier schien niemand zu sein. Etwas entfernt hörte ich wie sich eine Frau und ein Mann unterhielten, doch hier in der Nähe des Palastes wollte ich als Fremder nicht auffallen und ging ihnen aus dem Weg. Dabei umrundete ich den Palast und kam plötzlich an einer primitiven Sperre zum Stehen. Ein paar spitze Pfähle, über Kreuz verbunden und mit einem Querbalken verbunden, versperrten hier den Weg.

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Genau genommen nicht nur den Weg sondern auch ein riesiges Loch in der Stadtmauer. Ich gab Nailah ein Zeichen dass sie die Treppe im Auge behalten sollte und machte mich an der Sperre zu schaffen. Nach einiger Zeit schaffte ich es tatsächlich die einzelnen Barrieren so zu verschieben das ich mich hindurchzwängen konnte. Nicht weit davon entfernt führte ein Weg weg von der Stadt. Ich folgte ihm vorsichtig immer der Gefahr bewusst jederzeit entdeckt werden zu können. Nach ein paar Schritten sah ich dass der Weg zu einem Gutshof führte. Dort schien, sofern man das auf die Entfernung richtig erkennen konnte, einiges an Begängnis zu herrschen, vielleicht war das der Grund warum die Stadt heute so leer wirkte.

Ich ging zurück, rückte die Sperre wieder so hin wie sie im Original stand, sammelte Nailah ein und machte mich, möglichst unschuldig wirkend, auf den Rückweg zur Herberge. Unterwegs kam ich noch an dem Pärchen vorbei, welches ich vorhin schon gehört hatte, freundlich grüßend passierte ich sie und dann hatte ich den Feuerkrug fast schon erreicht. Obwohl die Herberge nun doch noch besucht wurde, zog ich es vor mich auf mein Zimmer zu begeben, ich wollte ein Botschaft fertig machen und nach Jorts Fähre versenden. Gerade als ich mein Zimmer betrat wurde es unruhig im Innenhof der Herberge. Ein wichtig wirkender Mann hatte selbigen betreten. Ich stand in meinem Zimmer an der nur einen Spalt geöffneten Tür und lauschte. Der Mann wurde als Gar, Administrator von Lydius begrüßt, man schien ihn hier zu kennen aber wie passte er in die Verschwörungstheorie um Del-ka, Turmus und Kasra?

Auf geheimer Mission (2)

Ein weiterer Bericht meines Herrn, dem Schreiber Rager

Auf nach Kasra

Ich gönnte mir noch eine weitere Nacht in meinem bescheidenen Heim. Am nächsten Morgen stand ich auf, ließ von Nailah ein kräftiges Frühstück vorbereiten und ließ es mir schmecken. Gebratene Vuloeier, mit etwas Boskwurst darin, gut gewürzt, dazu etwas Brot und ein Schluck Wasser, dann war es an der Zeit aufzubrechen. Zuerst ging es den Vosk ein Stück aufwärts bis nach Jorts Fähre. Zum einen, das wusste ich, führte von dort eine Handelsstraße bis nach Torcodino und von dort aus weiter bis nach Kasra und zum anderen nutzte ich die Gelegenheit um mich noch unter vier Augen mit dem dortigen Händler zu unterhalten und letzte Details abzuklären.

Außerdem hoffte ich dass er, als Händler, genug Beziehungen hat um mir einen günstigen Platz in einem gut bewachten Handelstross zu beschaffen. Dass das Gespräch mit Georg besonders erfreulich verlief will ich nicht sagen, was ist schon erfreulich wenn man offenen Auges in den möglichen Tod läuft aber zumindest konnte er mir noch ein paar Fragen beantworten und vor allem stattete er mich mit einer großzügigen Reisekasse aus. Dass ich die auch wirklich brauchen werde, würde ich erst viel später merken. Lange hielt ich mich nicht auf, denn der Handelstross wartete schon.

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Es dauerte Tage bis wir in Torcodino waren und fast nochmal doppelt so lange bis wir endlich in Kasra ankamen. Der Handelstross stoppte auf der Höhe des Hafens und schlug dort sein Lager auf. Ich verabschiedete mich von dem Führer und zahlte ihn aus, ich wollte unbedingt heute noch in die Stadt. Das ich dazu den Hafen durchqueren musste, erfüllte mich mit fast kindlicher Freude. Endlich stand ich, nach dem langen Marsch über Land, wieder an dem Ufer eines Flusses. Ich sah Schiffe, hörten das knarzen der Hölzer und das Aufploppen der Segel wenn der Wind in sie fuhr. Tief atmete ich die vertraute Luft eines Handelshafen ein. Mag sie für andere nach Abfällen, Fäkalien und fauligen Fisch riechen, für mich entfaltete der Geruch von nassen Holz, Teer und Thalarionöl ein ganz eigene Komposition, dazu der Schrei der Möwen, das Gefluche der Skipper und das Kirchen der Pagaschlampen aus den nahe gelegenen Hafentavernen, einfach herrlich!

Doch nun machte ich mich auf den Weg zur Stadt hoch. Eine steile Rampe führte zum Haupttor an dem gleich mehrere Schilder Informationen für Fremde bereithielten. Zum einen entschuldigte man sich das man wegen diverser Umbauarbeiten in der Stadt nicht die gewohnte Gastfreundschaft bieten konnte und zum anderen suchte man jede Menge Vertreter niederer Kasten die sich in Kasra niederlassen sollten um der Stadt zu altem Glanz zu verhelfen. Etwas ratlos stand ich am Tor, da ich als Angehöriger der blauen Kaste nicht unter die Gesuchten fiel half mir nun nicht wirklich weiter und der Hinweis auf die fehlende Gastfreundschaft war, vor allem wenn man in solch einer Mission unterwegs war wie ich, auch nicht gerade ermutigend.

Doch nun war es eh zu spät. Ich durchschritt das Haupttor und fragte mich zu einer ansprechenden Herberge durch. Man empfahl mir allerorten den Feuerkrug und so entschloss ich mich dort auch nach einen Zimmer zu fragen. Zum Glück war er nicht allzu weit vom Stadttor entfernt und leicht zu finden. Als ich am Eingang vor der Preistafel stand wusste ich warum die Reisekasse, die mir der Händler aus Jorts Fähre übergeben hatte so reichlich ausgefallen war. Wenn die Preise in der Stadt allgemein so hoch ausfallen sollten, würde ich mit der an sich großzügigen Reisekasse bald stärker haushalten müssen als mit meinem Lohn in Siba.

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Nach der langen Reise über Land und auf Grund der Tatsache dass ich zumindest schon mal ein Dach über den Kopf hatte ließ ich mich in der Herberge auf einen der Kissen nieder und da keine Herbergskajira anwesend war schickte ich Nailah los damit sie zusah wo sie was zu trinken herbekam. Zum Glück war eine Freie anwesend die sich hier scheinbar auskannte und Nailah ein paar Instruktionen gab so dass ich nicht auf dem Trockenen sitzen bleiben musste. In der Zwischenzeit unterhielt ich mich mit einem kasratischen Krieger der ebenfalls mit am Tisch saß und gab bereitwillig Auskunft über mich. Wichtig war es Vertrauen in der Stadt zu erlangen wenn ich hier etwas erreichen oder eben auch erfahren wollte.

Später gesellten sich noch zwei weitere Angehörige der blauen Kaste hinzu. Nicht nur ich freute mich das ich so schnell Kontakt zu meiner Kaste bekommen sollte auch die Beiden schienen reichlich neugierig zu sein und soweit es mein Auftrag zuließ tat ich gut daran diese auch zu befriedigen. So wurde es noch ein ganz angeregter Abend an dem ich viel Belangloses von mir erzählte. Ich versuchte mich in das Gedächtnis der Leute einzubrennen als Jemand der völlig harmlos ist und nur eine neue interessante und vor allen herausfordernde Tätigkeit sucht.

Ob mir das gelungen ist wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Jetzt wurde es langsam Zeit das ich mich um mein Zimmer kümmere wenn ich die nächsten Tage nicht unter irgendeiner Brücke schlafen wollte. Die Freie, es stellte sich heraus das es die erste Händlerin von Kasra war, die vorhin schon Nailah eingewiesen hatte, wusste zum Glück auch hier zu helfen und so konnte ich ein einfaches, wenn auch teures Zimmer anmieten. Ich ließ Nailah meine Sachen auf das Zimmer bringen und folgte ihr und zum ersten Mal seit vielen Tagen hatte ich wieder ein Dach über den Kopf und ein vernünftiges Bett in dem ich schlafen konnte.

Auf geheimer Mission

Gedanken  des Schreibers Rager

Wie alles begann…

Meine Arbeit auf der Schiffswerft in Siba hatte ich beendet. Ich arbeitete hier als Schreiber und da die Werft nicht allzu groß ist, war es dafür mein Arbeitsbereich umso mehr. Fast der gesamte Schreibkram blieb an mir hängen, sei es nun das Führen von Stücklisten, Bestellungen, Wareneingang überprüfen und was weiß ich nicht alles. Dabei sollte ich mich, damals als ich hier angefangen hatte eigentlich nur um das Erstellen und Kopieren von technischen Zeichnungen kümmern. Das war es was ich mit Leidenschaft tat. Es war immer wieder ein Erlebnis wie aus einem Stück Papier ein stolzes Tarnschiff entstand.

Ja das war es was mein Leben erfüllte. Auf meinem Weg nach Hause machte ich noch in meiner Lieblingstaverne halt und ließ mir etwas zum Essen und Trinken bringen und während ich meinen Hunger und Durst stillte sah ich den Mädchen beim Tanzen zu. Aber hier in Siba verdiente man nicht die Welt und mit dem wenigen was ich in der Werft verdiente musste ich haushalten, und so hielt ich mich nicht zu lange in der Kaschemme auf und ging weiter. Zu Hause wartete Nailah auf mich, meine Sklavin, klar hätte ich mich auch von ihr beköstigen lassen können, doch jeden Tag Hausmannskost? Nein, ab und zu braucht der Mensch etwas Abwechslung.Snapshot_003

Außerdem war Nailah nun nicht die beste Köchin, sie hatte andere Qualitäten und nein damit meinte ich nicht nur was sie in den Fellen zu leisten imstande war. Vor nicht allzu langer Zeit war sie noch eine frei Frau gewesen, fast hätte ich sie auch zu meiner Gefährtin genommen, doch dann kam der Tag der alles veränderte. Der Tag an dem sie ihr bisheriges Leben als freie Frau und Angehörige der blauen Kaste aufgab und sich mir unterwarf. Seitdem diente sie mir treu ergeben als Kajira in meinen Haus.

Auch heute wartete sie auf mich, sie kniete vor mir und in ihren Händen hielt sie eine Schriftrolle, ein Pergament, dass das Siegel von Jorts Fähre trug. Ich nahm das Pergament an mich und brach das Siegel. Im Schein einer Kerze überflog ich die Zeilen, bevor ich mich setzte und noch einmal alles in Ruhe las. Es war von Georg, einen windigen Händler der sein Geld in erster Linie mit Schulden anderer Leute verdiente. Ein Mensch, der um an sein Geld zu gelangen nicht immer sehr zimperlich ist, doch merkwürdiger weise hab ich mich mit ihm immer ganz gut verstanden. Kann sein das es daran lag, dass ich ihm einige Schriftstücke unter der Hand geändert , ähm, korrigiert hatte. Allerdings, eine Hand wäscht die andere und er hat immer gut bezahlt.

Snapshot_026Heute hatte er wieder mal einen Auftrag für mich, diesmal jedoch einen völlig anderen. Ich sollte ihm keine Papiere ausfertigen sondern spionieren. Und das in Kasra! Die Idee war mich dort als das einzuschleichen was ich hier auch bin, ein Schreiber der in einer Werft arbeitet. Ein Schreiber dem die Welt in Siba zu klein geworden ist und der sich zu größeren berufen fühlt und hofft in Kasra sein Können unter Beweis stellen zu können. Jorts Fähre fühlte sich von Kasra bedroht, zumindest gab es entsprechende Gerüchte und Informationen dort, die genau dieses besagten.

Meine Aufgabe sollte es nun sein dem Händler entsprechende Informationen zu liefern die diese Aussagen widerlegten oder eben stützten, auf alle Fälle wollte der hohe Rat von Jorts Fähre Gewissheit haben. Ich ließ das Papier sinken, auf den Schreck brauchte ich erst einmal einen Paga. Nailah muss mir das förmlich angesehen haben denn sie kniete schon neben mir und hielt mir eine Schale mit selbigen hin. Ich trank und dachte dabei angestrengt nach. Das Geld was mir der Händler zahlen wollte, würde nicht nur meine Unkosten decken, sondern darüber hinaus würde auch noch ein hübsches Sümmchen übrig bleiben und wenn ich eines zur Zeit wirklich brauche dann ist es das, Geld!

Ich ließ mir eine Nacht um darüber zu schlafen und am nächsten Morgen stand mein Entschluss fest, ich würde den Auftrag annehmen. Nailah bekam den Auftrag alles für eine längere Reise vorzubereiten und ich machte mich auf den Weg in die Werft um mir für ein paar Tage freizunehmen.