Auf geheimer Mission (2)

Ein weiterer Bericht meines Herrn, dem Schreiber Rager

Auf nach Kasra

Ich gönnte mir noch eine weitere Nacht in meinem bescheidenen Heim. Am nächsten Morgen stand ich auf, ließ von Nailah ein kräftiges Frühstück vorbereiten und ließ es mir schmecken. Gebratene Vuloeier, mit etwas Boskwurst darin, gut gewürzt, dazu etwas Brot und ein Schluck Wasser, dann war es an der Zeit aufzubrechen. Zuerst ging es den Vosk ein Stück aufwärts bis nach Jorts Fähre. Zum einen, das wusste ich, führte von dort eine Handelsstraße bis nach Torcodino und von dort aus weiter bis nach Kasra und zum anderen nutzte ich die Gelegenheit um mich noch unter vier Augen mit dem dortigen Händler zu unterhalten und letzte Details abzuklären.

Außerdem hoffte ich dass er, als Händler, genug Beziehungen hat um mir einen günstigen Platz in einem gut bewachten Handelstross zu beschaffen. Dass das Gespräch mit Georg besonders erfreulich verlief will ich nicht sagen, was ist schon erfreulich wenn man offenen Auges in den möglichen Tod läuft aber zumindest konnte er mir noch ein paar Fragen beantworten und vor allem stattete er mich mit einer großzügigen Reisekasse aus. Dass ich die auch wirklich brauchen werde, würde ich erst viel später merken. Lange hielt ich mich nicht auf, denn der Handelstross wartete schon.

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Es dauerte Tage bis wir in Torcodino waren und fast nochmal doppelt so lange bis wir endlich in Kasra ankamen. Der Handelstross stoppte auf der Höhe des Hafens und schlug dort sein Lager auf. Ich verabschiedete mich von dem Führer und zahlte ihn aus, ich wollte unbedingt heute noch in die Stadt. Das ich dazu den Hafen durchqueren musste, erfüllte mich mit fast kindlicher Freude. Endlich stand ich, nach dem langen Marsch über Land, wieder an dem Ufer eines Flusses. Ich sah Schiffe, hörten das knarzen der Hölzer und das Aufploppen der Segel wenn der Wind in sie fuhr. Tief atmete ich die vertraute Luft eines Handelshafen ein. Mag sie für andere nach Abfällen, Fäkalien und fauligen Fisch riechen, für mich entfaltete der Geruch von nassen Holz, Teer und Thalarionöl ein ganz eigene Komposition, dazu der Schrei der Möwen, das Gefluche der Skipper und das Kirchen der Pagaschlampen aus den nahe gelegenen Hafentavernen, einfach herrlich!

Doch nun machte ich mich auf den Weg zur Stadt hoch. Eine steile Rampe führte zum Haupttor an dem gleich mehrere Schilder Informationen für Fremde bereithielten. Zum einen entschuldigte man sich das man wegen diverser Umbauarbeiten in der Stadt nicht die gewohnte Gastfreundschaft bieten konnte und zum anderen suchte man jede Menge Vertreter niederer Kasten die sich in Kasra niederlassen sollten um der Stadt zu altem Glanz zu verhelfen. Etwas ratlos stand ich am Tor, da ich als Angehöriger der blauen Kaste nicht unter die Gesuchten fiel half mir nun nicht wirklich weiter und der Hinweis auf die fehlende Gastfreundschaft war, vor allem wenn man in solch einer Mission unterwegs war wie ich, auch nicht gerade ermutigend.

Doch nun war es eh zu spät. Ich durchschritt das Haupttor und fragte mich zu einer ansprechenden Herberge durch. Man empfahl mir allerorten den Feuerkrug und so entschloss ich mich dort auch nach einen Zimmer zu fragen. Zum Glück war er nicht allzu weit vom Stadttor entfernt und leicht zu finden. Als ich am Eingang vor der Preistafel stand wusste ich warum die Reisekasse, die mir der Händler aus Jorts Fähre übergeben hatte so reichlich ausgefallen war. Wenn die Preise in der Stadt allgemein so hoch ausfallen sollten, würde ich mit der an sich großzügigen Reisekasse bald stärker haushalten müssen als mit meinem Lohn in Siba.

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Nach der langen Reise über Land und auf Grund der Tatsache dass ich zumindest schon mal ein Dach über den Kopf hatte ließ ich mich in der Herberge auf einen der Kissen nieder und da keine Herbergskajira anwesend war schickte ich Nailah los damit sie zusah wo sie was zu trinken herbekam. Zum Glück war eine Freie anwesend die sich hier scheinbar auskannte und Nailah ein paar Instruktionen gab so dass ich nicht auf dem Trockenen sitzen bleiben musste. In der Zwischenzeit unterhielt ich mich mit einem kasratischen Krieger der ebenfalls mit am Tisch saß und gab bereitwillig Auskunft über mich. Wichtig war es Vertrauen in der Stadt zu erlangen wenn ich hier etwas erreichen oder eben auch erfahren wollte.

Später gesellten sich noch zwei weitere Angehörige der blauen Kaste hinzu. Nicht nur ich freute mich das ich so schnell Kontakt zu meiner Kaste bekommen sollte auch die Beiden schienen reichlich neugierig zu sein und soweit es mein Auftrag zuließ tat ich gut daran diese auch zu befriedigen. So wurde es noch ein ganz angeregter Abend an dem ich viel Belangloses von mir erzählte. Ich versuchte mich in das Gedächtnis der Leute einzubrennen als Jemand der völlig harmlos ist und nur eine neue interessante und vor allen herausfordernde Tätigkeit sucht.

Ob mir das gelungen ist wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Jetzt wurde es langsam Zeit das ich mich um mein Zimmer kümmere wenn ich die nächsten Tage nicht unter irgendeiner Brücke schlafen wollte. Die Freie, es stellte sich heraus das es die erste Händlerin von Kasra war, die vorhin schon Nailah eingewiesen hatte, wusste zum Glück auch hier zu helfen und so konnte ich ein einfaches, wenn auch teures Zimmer anmieten. Ich ließ Nailah meine Sachen auf das Zimmer bringen und folgte ihr und zum ersten Mal seit vielen Tagen hatte ich wieder ein Dach über den Kopf und ein vernünftiges Bett in dem ich schlafen konnte.

2 Kommentare zu “Auf geheimer Mission (2)

  1. Jenny sagt:

    Rager verhielt sich recht unauffällig, aber man ist Fremden gegenüber noch misstrauischer zur jetzigen Situation als eh schon. Kasra erfreut sich dennoch an jeder Münze die von auswärts in den Topf landet 😉

  2. Rager sagt:

    Rager musste ja auch unauffällig sein sollte man keinen Verdacht schöpfen, gerade die ersten Tage ging es ja darum anzukommen, Kontakte zu knüpfen und Vertrauen zu erlangen. da konnte er sich schlecht wie die Axt im Walde benehmen. Aber jetzt ist er ja wieder zu Hause und kann mit dem Geld was er verdient hat mal so richtig die Sau rauslassen.

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